Ludwig Brandl

Am 2. September 2011, nach der Sommerpause, fand der 4. Offene Abend zur Vorentscheidung für den 19. Haidhauser Werkstattpreises statt. Der Mundartpoet Ludwig Brandl stellte heitere bayerische Gedichte vor, die Autorin Evy Zierer las ihren Prosatext „drei Geschichten, ein Schlüssel“. Die jungen Lyrikerinnen Sandra Hecht („Einsam“, „Bildnis“) und Andra Pauna („Leidenschaft“, „Wahnsinn“) trugen ihre Gedichte vor. Das Publikum verteilte seine Stimmen auf die vier Autoren, gab jedoch letztendlich Ludwig Brandl und dem bayrischen Humor die meisten Punkte.

• Biographische Daten (L. Brandl
• Ludwig M. Brandl, Münchner Mundart – Dichter, „Reserve – Goethe”und Erfinder „neuer Wahrheiten“.
  

1943 in München geboren, heimattreu geblieben und aufgewachsen in der Lerchenau des Münchner Nordens.
Schulausbildung und Abendstudium ermöglichten ihm einen kreativen Beruf in hochwertiger Produktverpackung. Sein persönliches Interesse gilt lebenslang künstlerischem Schaffen und Experimentieren. Sei es in der Gestaltung wunderlicher Collagen und Installationen, in der Mitgliedschaft bei verschiedenen Künstlerkreisen, dem Musizieren mit der „Münchner Frechheit“ oder dem Niederschreiben skurriler Gedichte und Gedankengänge, die er in Lesungen dem Publikum näherbringt. Seine satirischen Gedichte und Geschichten präsentiert er unter „GMundArt“, weil ein Teil der Wortschöpfungen am herrlichen Tegernsee entsteht.

Gelesener Text:

 Glückspfennig
 I’ ’freu’ mi’ jedes moi‘, wenn i’ a’n Glückspfennig find’. Den klaub’ i’
auf, spuck’ ‘n o’, reib’ ‘n am G’wand, schiab’ ‘n ei’ und glaab’ fest
daran, dass i’ heut’ Glück hab’ und a’n guaten Tag.
Jedenfalls bin i‘ bereit und offen für ‘s Glück.
Der Glaube ist mächtig.
Dann geht ‘s Oa’m wirklich guat.
Da passiert was “Schönes”.

Solche Tag’ könnt’ i’ öfters braucha.
Und net nur i’, sondern alle andern aa.

Und so hab’ i’ mir ‘denkt: Freu‘ i’ mi’, derfan si’ andere aa freu’n.

Dees vergönn’ i’ eahna.

Drum hab i’ immer, wenn si’ a paar Pfennigstückl im Geldbeutel o’g’sammelt
hab’n … dee hab’ i’ dann verstreut, verschmissen: Auf ‘m Trottoir, auf
Plätzen, vor der Kircha, in der U-Bahn … und hab’ mir oiwei’ g’wünscht,
dass so a’n Glückspfennig Oana siehgt, aufhebt, o’spuckt, abreibt, ei’schiabt
und einfach Glück hat.
Und si’ dro’ freut und dro’ denkt, dass si’ andere Leut’ aa freu’n wollen
und einfach a guater Mensch is’ – wenigstens an dem Tag …

Bloß dee Glückspfennig’, dee i’ selber g’funden hab’ und über dee i’ mi’ g’freut
hab’, dee hab’ i’ immer in irgend a Tasch’n g’steckt und drinn lass’n und
hab’ s‘ g’spürt, wenn i’ ‘neig’langt hab’.
Dabei hab’ i’ mir immer ‘denkt: “Siehgst, da hast a Glück g’habt”.

Oamoi‘ hab’ i’ beschlossen: “Heut machst amoi‘ a’n ausg’sprochenen
Glückstag”.
Bin auf die Bank ganga und hab’ a ganze Roll’n mit Pfennig g’holt.
Dee Roll’n hab’ i’ draußen dann auf’knackt und dee Pfennig oanzeln
verschmissen, mit dem innigen Wunsch, dass an dem Tag möglichst vui’ Leut’
a’n Glückspfennig finden, aufklaub’n, o’spucka, abreib’n, ei’schiab’n und
si’ freu’n und an eahna Glück glaab’n.
Wenigstens an dem Tag …

Sovui’ zum Glückspfennig.
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